Unser Vater – Heiliger Name

Der folgende Text durfte ich nebst anderen Brüdern als eine Art Kurzbotschaft zum Theme «Gebet & das Vater Unser» weitergeben.

Einleitung

Wir sind ja jetzt bereits im vierten Quartal des Jahres, das heisst bald schon werden wir in den Läden wieder Weihnachtssachen antreffen. Okay, es ist vielleicht noch etwas zu früh dafür.
Stellt euch aber vor, ihr erhaltet (oder kauft euch) zu Weihnachten ein neues Gerät, eine neue Maschine, daran ihr schon lange rumstudiert habt, z.B. eine Drohne oder einen Thermomix. Ihr packt es also aus und öffnet die Kiste.
Nun meine Frage, zu welcher Kategorie von Leuten gehört ihr? Lest ihr zuerst die Anleitung gründlich durch bevor ihr das Gerät verwendet, oder probiert ihr es gleich aus, ohne in die Anleitung zu schauen?

Der HERR Jesus hat seinen Jüngern, und so auch uns, mit dem Vater Unser eine Anleitung gegeben, welche wir lesen sollten, egal in welche der Kategorien von Anleitungslesern wir fallen.
Aber vielleicht anders als die Anleitung zu eurem Airfryer – «hier drücken um zu starten» – geht es im Vater Unser in erster Linie nicht darum, dass wir jeweils Wort für Wort so beten, sondern, dass wir die einzelnen Elemente im Text verstehen und diese in unseren Gebeten anwenden.

Ich möchte mir ganz den Anfang des Vater Unsers anschauen. Matthäus 6,9 lautet:

«Deshalb sollt ihr auf diese Weise beten: Unser Vater, der du bist im Himmel! Geheiligt werde dein Name.» (SCH2000)

Der Vers hat drei Teile:

  • Instruktion: Es geht um eine Anleitung übers Gebet, das hab ich bereits erwähnt
  • Adresse: An wen und wohin?
  • Eine Aussage oder Bitte

Wobei es natürlich hier einen Zusammenhang gibt, denn ohne zu verstehen wen wir anbeten, können wir ja auch keine echt-gemeinte Aussage oder Bitte aussprechen.

Adresse

Kommen wir also zur Adresse: «Unser Vater, der du bist im Himmel!»

Wir sollen zu Gott, unserem Vater beten und nicht zu Heiligen oder Engeln.
Man mag sich fragen, was uns das «Recht» gibt, Gott ganz persönlich als «unser Vater» anzusprechen.

Wir können Jesus als Vorbild nehmen. In Johannes 17 betet Jesus zu seinem Vater und in Vers 11 sagt er:

«Und ich bin nicht mehr in der Welt; diese aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, gleichwie wir!»‭ (SCH2000)

Okay wir verstehen, weil Jesus der Sohn Gottes ist, dass diese Sohn-Vater Bezeichnung Sinn macht.
Aber wie ist das mit uns? Wie haben es wir in den Hauskreisen im Galaterbrief gelesen?
Wir sind durch Jesus Erlösungswerk genau so Erben Gottes, Kinder Gottes, Söhne und Töchter Gottes und somit stehen wir genauso in dieser Sohn-Vater Beziehung wie Jesus es ist.
Ich lese Galater 4,4-7:

«Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, welche unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Sohnschaft empfingen. Weil ihr nun Söhne seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen gesandt, der ruft: Abba, Vater! So bist du also nicht mehr Knecht, sondern Sohn; wenn aber Sohn, dann auch Erbe Gottes durch Christus.» (SCH2000)

Ich würde es sogar umdrehen und sagen, wir müssen Gott als unseren Vater ansehen. Weil nur als Vater wird er unsere Übertretungen immer und immer wieder vergeben und uns annehmen. Denn wäre er nicht unser Vater, wären wir nicht seine Kinder, und wären wir keine Kinder Gottes, hätten wir das Geschenk Gottes nicht angenommen, und wenn unsere Sünden nicht weggetan wären, so könnten wir keine Gemeinschaft mit Gott, unserem Vater haben.
In dem wir Gott «unser Vater» nennen, ehren wir IHN, in dem wir bezeugen, die Gnade die ER in Jesus uns geschenkt hat.

So wissen wir nun an «wen» der «Betbrief» geht, fehlt aber noch wohin: «Der du bist im Himmel»

Gott ist im Himmel, was natürlich nicht irgendwo da oben zwischen den Wolken bedeutet, wie der erste Mensch im All, Juri Gagarin, nach seiner Landung angeblich meinte: «Ich habe keinen Gott im Weltall getroffen». Nein, Gott ist der Schöpfer aller Dinge, inklusive dem Universum, und seine Schöpfung kann IHN gar nicht fassen.
Der Text soll uns fürs Gebet die Natur Gottes vor Augen führen. ER ist überall und hört und sieht alles.

Wenn wir also beten, sollte uns bewusst sein, zu wem wir beten und in welcher Beziehung wir stehen dürfen.

Aussage der Anbetung

Wir kommen nun zur ersten Aussage im Vater Unser: «Dein Name werde geheiligt»

Jesus zeigt uns hier die richtige Priorität im Gebet, aber auch allgemein in unserem Leben auf. In unserem Gebet soll Gott immer an erster Stelle sein. ER ist der Heilige und IHN wollen wir anbeten.
Vielleicht stehe ich jetzt nicht in der Gefahr, wie die Pharisäer in Vers 5 zu beten, um vor anderen gut da zustehen. Aber mit Bestimmtheit liegt mir Vers 11 «Und gib uns heute unser tägliches Brot» doch viel schneller auf der Zunge, als Gott zuerst anzubeten.
Gott will unsere erste Priorität sein und seine Heiligkeit gerechtfertigt diese Position.

In Offenbarung 4 lesen wir von vier Wesen. Wir müssen jetzt nicht verstehen, was damit gemeint ist, aber die Aussage dazu ist klar. Eigentlich gebührt Gott Anbetung, Tag und Nacht, ohne Unterbruch. Ich lese Offenbarung 4,8:

«Und jedes einzelne von den vier lebendigen Wesen hatte sechs Flügel; ringsherum und inwendig waren sie voller Augen, und unaufhörlich rufen sie bei Tag und bei Nacht: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott der Allmächtige, der war und der ist und der kommt!»‭ (SCH2000)

Bitte

Als zweiter Aspekte kann die Aussage «Geheiligt werde dein Name» als eine Bitte gelesen werden.
Dabei ist aber wichtig zu verstehen, dass Gott Seinen Namen heiligt und heiligen wird, es braucht unsere Bitte dafür nicht. Viel mehr geht es hier darum, dass wir bitten, Teil dieser Heiligung zu sein.
Das heisst aber, dass es mit dieser Bitte dann nicht einfach mit dem Amen des Gebets aufhört, sondern, dass es in unser Leben, unser Heiligungsleben, Einfluss nimmt.

Petrus zitiert in seinem Brief (1. Petrus 1,16) das Alte Testament (3. Mose), was den Willen Gottes für unser Leben aufzeigt:

«Denn es steht geschrieben: »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!«»‬‬‭ (SCH2000)

Wie weit bin ich davon entfernt?

Anwendung

Ich möchte mit Psalm 97 noch zur Anwendung des Gehörten kommen.

«Der Herr regiert als König;
es frohlocke die Erde,
die vielen Länder sollen sich freuen !
Wolken und Dunkel sind um ihn her,
Gerechtigkeit und Recht sind die Grundfeste seines Thrones.
Feuer geht vor ihm her
und verbrennt seine Feinde ringsum.
Seine Blitze erleuchten den Erdkreis;
die Erde sieht es und erschrickt.
Die Berge zerschmelzen wie Wachs vor dem Herrn ,
vor dem Herrscher der ganzen Erde.
Die Himmel verkünden seine Gerechtigkeit,
und alle Völker sehen seine Herrlichkeit .
Schämen müssen sich alle, die den Götzenbildern dienen
und sich wegen der nichtigen Götzen rühmen;
vor Ihm werfen sich alle Götter nieder.
Zion hört es und ist froh;
und die Töchter Judas frohlocken
um deiner Gerichte willen, o Herr .

Denn du, Herr , bist der Höchste über die ganze Erde;
du bist hoch erhaben über alle Götter.
Die ihr den Herrn liebt, hasst das Böse!
Er bewahrt die Seelen seiner Getreuen
und rettet sie aus der Hand der Gottlosen.
Licht wird dem Gerechten gesät
und Freude den von Herzen Aufrichtigen.
Freut euch an dem Herrn , ihr Gerechten ,
und preist seinen heiligen Namen!»‭ (SCH2000)

Der Text zeigt auf, dass Gott in jeder Hinsicht heilig ist und dass IHM Anbetung gebührt.
Wir sollen IHN lieben und das Böse hassen, das heisst das Böse nicht tun.

Die Elberfelder Übersetzung gibt den letzten Vers wie folgt wieder:

«Freut euch, ihr Gerechten, in dem HERRN, und preist sein heiliges Gedächtnis» (ELB)

Die Bezeichnung finden wir in 2. Mose 3,15, zuerst wieder nach Elberfelder:

«… Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name in Ewigkeit, und das ist mein Gedächtnis von Geschlecht zu Geschlecht.» (ELB)

Und Schlachter schreibt:

«… Der Herr, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt; das ist mein Name ewiglich, ja, das ist der Name, mit dem ihr an mich gedenken sollt von Geschlecht zu Geschlecht.» (SCH2000)

Das Preisen des heiligen Namens soll nicht eine zeitlich beschränkte Tätigkeit sein. Viel mehr sollen wir ein stetig währendes Bewusstsein dafür schaffen.
Gottes Namen kann nur geheiligt werden, wenn wir seine Heiligkeit täglich vor unseren Augen haben.

Der Reformator Calvin schrieb zu diesem Thema und ich lese nur einen kurzen Satz:

«Weil nun also Gott auf Erden seiner Heiligkeit so schändlich beraubt wird, so wird uns, wenn uns schon nicht gegeben ist sie zu verteidigen, wenigstens Geboten, in unseren Gebeten für sie einzustehen»

Wir brauchen Gottes Hilfe jeden Tag um seinen Namen heiligen zu können.

Und doch, versage ich in meinem Alltag oft den Namen Gottes zu verteidigen.
So will ich nun umso mehr Jesus Anleitung folge leisten und nach «Unser Vater im Himmel. Dein Name werde geheiligt!» beten.

Referenzen

  • Reinhard Möller – Gottes Heiligkeit Lieben (2018)
  • Knut Ahlborn – Das Vaterunser (2010)
  • Matthew Henry – Bible Commentary
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Geschrieben am 29.09.2024 von admin in Glauben, Input
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